Übergewicht - Katz Daheim

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Übergewicht






Übergewicht

Ebenso wie bei uns Menschen ist auch bei den in unserer Obhut lebenden Katzen in den letzten Jahren der besorgniserregende Trend zu beobachten, dass der Anteil übergewichtiger Individuen ständig zunimmt: 47% aller in Deutschland lebenden Katzen sind laut Studien übergewichtig. Da sich die überzähligen Pfunde jedoch nur langsam ansammeln, wird das nach und nach entstehende Übergewicht ihrer Katzen von den Haltern oftmals gar nicht als solches erkannt. Oder aber es findet eine Verharmlosung der Situation statt: Das Tier sei eben "kräftig gebaut", "ein wenig pummelig" oder einfach nur "rund, aber gesund". Dabei verkennt gerade diese letzte Aussage die erheblichen gesundheitlichen Risiken, die sich aus dem Übergewicht für die betroffene Katze ergeben:

  • das zu hohe Körpergewicht belastet Knochen und Gelenke, sodass es verstärkt zu degenerativen hoch-schmerzhaften Gelenkerkrankungen kommen kann
  • Störungen der Schilddrüsenfunktion und des Fettstoffwechsels sowie Pankreatitis
  • Diabetes
  • Herzerkrankungen
  • Harnwegserkrankungen
  • erhöhte Inzidenz von Krebserkrankungen
  • Hauterkrankungen

Übergewicht stellt somit eine ernsthafte, nicht zu unterschätzende Bedrohung für die Gesundheit der Katze dar und sollte daher in jedem Fall entschlossen bekämpft - und besser noch: von vornherein vermieden! - werden.

Vorab zwei meiner Veröffentlichungen zum Thema Übergewicht:

Schulte-Kulkmann, Nicole: "Ach du dicke Katze! Gewichtsreduktion durch gezielte Ernährungsberatung" - In: MEIN TIERHEILPRAKTIKER 03/2020, S. 6-10

Schulte-Kulkmann, Nicole: "Ach du dicke Katze! Teil 2 - Fallbericht Sammy" - In: MEIN TIERHEILPRAKTIKER 04/2020, S. 18-22.


I. Übergewicht erkennen
Ist man als Tierhalter einmal für das Problem des Übergewichts sensibilisiert, stellt sich natürlich die Frage: Wie erkenne ich, ob meine Katze tatsächlich übergewichtig ist?

Zum einen kann man sich grob am Gewicht des Tieres orientieren: So sollte ein "durchschnittlicher" Kater nicht mehr als 5kg, eine "durchschnittliche" Katze nicht mehr als 4kg wiegen. Das Problem besteht natürlich darin, dass diese Angaben individuellen Unterschieden keine Rechnung tragen. So können 5kg für einen großen, kräftigen Kater wenig sein, für ein zart gebautes Tier hingegen schon zuviel. Auch die Rassezugehörigkeit spielt eine Rolle: Während eine Siamkatze von 4kg schon als übergewichtig anzusehen sein wird, ist eine Maine-Coon-Kätzin gleichen Gewichts eher dünn. Hier gibt es - zur ersten Orientierung - eine Übersicht, die zu einzelnen Katzenrassen das Idealgewicht angibt.

Weiterhin ist Muskelmasse schwerer als Fett: Eine "durchtrainierte", muskulöse Katze von 4,5kg kann noch normalgewichtig sein, während eine inaktive Katze, die über nur sehr wenig Muskulatur, aber über sehr viel Fettgewebe verfügt, mit 4kg schon übergewichtig sein kann.

Abschließend noch ein Wort zur "Technik" der Gewichtsermittlung: Es ist nicht sinnvoll, sich selber einmal alleine und einmal mit der Katze auf dem Arm auf der Personenwaage zu wiegen, um anhand der Differenz das Gewicht der Katze zu bestimmen: Personenwaagen wiegen in der Regel in 100-Gramm-Schritten, was zur Bestimmung des Gewichts der Katze aber viel zu ungenau ist. Besser ist die Benutzung einer Babywaage, da diese in 10-Gramm-Schritten wiegen und mithin eine wesentlich genauere Bestimmung des Gewichts der Katze zulassen.

Unter dem Strich muss man aber festhalten, dass das Gewicht allein ein zu ungenauer Faktor ist, um zu entscheiden, ob eine Katze übergewichtig ist oder nicht.

Eine bessere Hilfestellung liefern schematische Darstellungen, mit denen man das Erscheinungsbild der eigenen Katze vergleichen kann. Aber auch hier bleibt eine gewisse Unsicherheit, zumal man als Halter seine Katze jeden Tag vor Augen hat, ihren Anblick also als "normal" empfindet und somit schleichende Veränderungen des Gewichts und damit des körperlichen Erscheinungsbildes nur sehr schwer bemerken wird. Hier ist es hilfreich, ältere Fotos der Katze zu betrachten; oftmals werden dann Veränderungen des Leibesumfanges sehr viel deutlicher erkennbar. Eine weitere gute Idee ist es, Besuch ausdrücklich danach zu befragen, ob die Katze dicker oder dünner erscheint - Menschen, die das Tier nur ab und zu sehen, bemerken derartige Veränderungen viel eher als der Halter selber.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den Körperfettanteil der Katze mithilfe einer Berechnung, die die individuellen Körpermaße des Tieres (konkret: Rippenbogenumfang und Länge des Unterschenkels), berücksichtigt, zu ermitteln. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass die Katze von einer derartigen "Vermessung" nicht übermäßig begeistert sein wird, sodass die ganze Prozedur den normalen Katzenhalter vor erhebliche Probleme stellen wird.

Ich würde empfehlen, mit einer Katze, die (mehr als) 4kg bzw. bei einem Kater, der (mehr als) 5kg wiegt, den Tierarzt aufzusuchen und dessen Rat hinsichtlich eines möglicherweise beginnenden bzw. schon bestehenden Übergewichts einzuholen. Angesichts dessen, wie mühsam es zum einen ist, überschüssige Pfunde der Katze zu reduzieren und welche schwerwiegenden Folgeerkrankungen sich zum anderen aus (fortschreitendem) Übergewicht ergeben, ist dies sicherlich keine übertriebene Vorsicht.


II. Übergewicht vermeiden und bekämpfen

Die Ursache von Übergewicht ist sehr simpel: Die Katze nimmt über längere Zeit mehr Energie zu sich, als sie täglich benötigt. Dabei ist es völlig egal, woher dieses Zuviel an Energie stammt: ob aus Trockenfutter, Nassfutter oder Rohfutter.

Insofern stellt sich als erstes die Frage: Wieviel Energie benötigt meine Katze pro Tag?
Dies lässt sich nicht pauschal beantworten, sondern hängt ganz erheblich von den Lebensumständen der Katze ab: Handelt es sich um eine Freigängerin oder um eine reine Wohnungskatze? Ist die Katze kastriert, intakt, trächtig oder säugt sie? Befindet sich die Katze noch im Wachstum oder ist sie erwachsen oder sogar alt? Ist die Katze sehr aktiv oder ruhig und "gemütlich"? Hier werden die genannten Aspekte, die den Energiebedarf der Katze beeinflussen können, ausführlich dargelegt.

Im Rahmen der mobilen Tierheilpraxis biete ich Ihnen eine Rationsüberprüfung und Rationsberechnung an. So kann Übergewicht erkannt und bekämpft werden.


III. Fütterungsmanagement

Wenn Sie nun - in Zusammenarbeit mit Ihrem Tierarzt oder mit mir - bestimmt haben, welche Menge eines bestimmten Futters Ihre Katze zum Erhalt ihres Idealgewichte bzw. zur Gewichtsreduktion erhalten soll, ist es von allergrößter Bedeutung, dass diese Futtermenge genau eingehalten, d.h. abgewogen wird. Vor allem bei der Verwendung von Trockenfutter ist es tückisch, sich auf ungenaue Angaben wie "eine kleine Handvoll", "ein halber Messbecher", "bis der Boden des Napfes bedeckt ist" etc. zu verlassen, da hier beim "Abmessen" große Ungenauigkeiten gegeben sind, die durchaus einige Gramm Futter ausmachen und damit auf lange Sicht den Erfolg des Fütterungsmanagements gefährden können.

Darüber hinaus hilft Ihnen das Abwiegen, sich mit der tatsächlich benötigten Portionsgröße vertraut zu machen: Vor allem Trockenfutter hat eine sehr hohe Energiedichte, sodass die Katze nur eine sehr kleine Menge benötigt, um ihren errechneten Energiebedarf zu decken. Diese Menge ist oftmals so klein, dass es einem unwahrscheinlich vorkommt. So benötigt die oben beschriebene, 3,7kg schwere Katze zur Erhaltung ihres Idealgewichts nur 65gr eines Trockenfutters mit einer Energiedichte von 3420 kcal/kg. Diese 65gr sehen im Napf nach nur sehr, sehr wenig aus, und "aus dem Bauch heraus" würde sicherlich die Mehrzahl der Katzenhalter vermuten, dass eine solch kleine Menge niemals ausreicht, um die Katze ausreichend mit Energie zu versorgen. Wenn Sie dagegen einmal abmessen, wieviel Gramm "eine Handvoll" Trockenfutter tatsächlich sind, wird deutlich, um wieviel zuviel Futter eine Katze erhält, wenn ihr das Futter auf diese Weise zugeteilt wird.

Soll die Katze abnehmen, so kann es u.U. sinnvoll sein, ein spezielles Diät-Futter mit einer geringeren Energiedichte (weniger als 3600 kcal ME/kg Trockensubstanz) zu füttern. Diese Futtermittel stellen zum einen sicher, dass die Katze pro Tagesportion alle benötigten Nährstoffe in ausreichender Menge erhält. Wird die angebotene Menge eines "normalen" Erhaltungsfutters dagegen einfach reduziert, so ist es möglich, dass die Katze - aufgrund der geringeren Nährstoffdichte dieses Futters - mit der kleineren Portion nicht mehr ausreichend an Nährstoffen versorgt ist. Weiterhin kann von einem Futter mit geringerer Energiedichte eine größere Menge verfüttert werden - d.h. der Napf und damit auch der Magen der Katze sind voller, und die auf Diät gesetzte Katze wird weniger stark nach Futter betteln.

Aller Erfahrung nach wird sich Betteln der Katze aber nicht ganz vermeiden lassen. Hier ist es unerlässlich für die Vermeidung bzw. für den Abbau von Übergewicht, dass die errechnete Tagesration unter keinen Umständen erhöht wird. Schon wenige Gramm Futter über dem Bedarf führen - langfristig - zur Gewichtszunahme.

In diesem Zusammenhang ist auch die Gabe von "Leckerchen" zu überdenken. Hier gibt es entweder die Möglichkeit, den Energiegehalt der pro Tag angebotenen "Snacks" genau zu berechnen und die Tagesration an normalem Futter um diesen Energiegehalt zu vermindern. Dies ist allerdings sehr aufwändig. Einfacher - und sicherer - ist es, auf die Gabe der in der Regel unerwartet kalorienreichen Leckerchen ganz zu verzichten - ein gesundheitlicher Nutzen ergibt sich aus diesen für die Katze, wenn sie ansonsten mit einem vollwertigen Erhaltungsfutter ernährt wird, ohnehin nicht. Hier ist eine Übersicht zum Energiegehalt gängiger "Leckerchen".


IV. Spiel und Sport

Wesentlich gesünder ist es ohnehin, die Katze nicht mit zusätzlichem Fressen zu belohnen bzw. z.B. für eine Zeit des langen Alleinseins zu entschädigen, sondern sie mit interessanten Spielen und Beschäftigungsmöglichkeiten "auf Trab" zu bringen. Bewegung ist zum Erhalt bzw. zum Aufbau von Muskelmasse, deren Erhalt wiederum deutlich mehr Energie benötigt als Fettgewebe, und damit zum Abnehmen unerlässlich. Darüber hinaus erhöht es auch deutlich die Lebensqualität der Katze, wenn das "Highlight" ihres Tages nicht im Klappern des Futtergeschirrs, sondern in spannenden (Jagd-)Spielen besteht!


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Anmerkungen

Hintergrundinformationen: Übergewicht bei Hund und Katze

Kirk, Claudia A./Debraekeleer, Jaques/Armstrong, P.Jane: „Ernährung gesunder Katzen.“ In: Hand, Michael S./Thatcher, Craig D./Remillard, Rebecca L./Roudebush, Philip. Klinische Diätetik für Kleintiere - Band 1. 4. Auflage, Topeka, 2002; pp. 375-456; 402.


Burkholder, William J./Toll, Philip W.: "Adipositas." In: Hand, Michael S./Thatcher, Craig D./Remillard, Rebecca L./Roudebush, Philip. Klinische Diätetik für Kleintiere - Band 2. 4. Auflage, Topeka, 2002; pp. 741778; 743.


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